Wunderjahre

Wille und Bewegung 01/25/2019


Die eigene Willenskraft als Grundlage Gewohnheiten, z.B. Bewegung, zu ändern ist ein Mythos. Vielfältige Programme wollen Willenskraft aufbauen, um Veränderung zu schaffen. Neuere Untersuchungen zeigen allerdings: Willenskraft ist begrenzt, in bestimmten Situationen nicht verfügbar, erschöpfend und braucht Unterstützung.

Das mit Holz unterstützte Bahnviadukt der alten Hungerburgbahn in Innsbruck

Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung aus der dem Labor des Schöpfers des intensiven Intervall-1 Minuten-Trainings, Martin Gibala (Homepage hier), reduziert den Aufwand durch Bewegung etwas Gutes für Körper und Geist zu tun auf 3x am Tag 20 Sekunden schnelles Treppensteigen 3-mal pro Woche (Link zur Publikation hier). Die Ausrede ‚keine Zeit‘ für gesundheitsfördernde Bewegung zu haben wird dadurch in Frage gestellt. Was macht es dann so schwer gute Bewegungsgewohnheiten für sich selbst entstehen zu lassen?

Neben Zeit, sind Stress und fehlende Willensstärke die meistangegebenen Gründe fürs Scheitern guter Vorsätze für Bewegungstraining.

Traditionell meist verwendete Ansätze für bessere Bewegungsgewohnheiten setzen an Selbstkontrolle und Willensstärke an: Ziele, bessere Strategie, Erinnern, Zwang, soziale ‚Unterstützung‘, Ablenken, usw.

Neuste Erkenntnisse zeigen allerdings, daß diese Motivations- und Disziplinierungsansätze nicht funktionieren. Stress schaltet den präfontalen Cortex, den Bereich für Willensstärke und Selbstkontrolle in unserem Gehirn ab (Studie hier).

Anstrengung, mehr Willensstärke an den Tag legen, bringt keine besseren Resultate (Studie hier). Es erschöpft eher und führt so übers stressbedingte Abschalten des präfrontalen Cortex meist irgendwann zum ‚Zusammenbruch‘.

Widerstand gegen andere Annehmlichkeiten, die uns vom Bewegungstraining abbringen, führen über den paradoxen ‚Denke nicht an einen rosa Elefanten-Effekt‘ zu weniger Willensstärke für Bewegung (Originalveröffentlichung zur Unterdrückung von Gedanken hier).

Scham, Schuld, schlechtes Gewissen, Drängen, besser Wissen, Motivation bringen langfristig meist wenig. Besser wäre über verschiedene Wege individuell Stress zu reduzieren und angenehme Zugänge schaffen. Beste Voraussetzungen für neue Bewegungsgewohnheiten, die mit inneren dabei entdeckten wirkungsvollen Motivatoren dann weiterentwickelt werden. Die positive Kraft des Willens kann so entstehen.

Die wichtigste Hilfestellung, den eigenen Willen für Bewegung zu unterstützen, ist sich grundsätzlich die Freiheit zu nehmen, die Bedingungen des eigenen Bewegungstrainings so weit wie möglich so zu gestalten und zu ändern, daß sie einen selbst individuell passen. Das kann vielleicht damit anfangen, daß wir uns mit anderen, die ähnliche Voraussetzungen und Einstellungen wie wir haben, Gleichgesinnte oder Trainer/Coach, austauschen und feste Termine setzen. Viele Möglichkeiten der Bewegungsgestaltung bestehen. Wichtig: Wir passen uns selbst an und folgen nicht einer fremdbestimmten Norm.

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